Die Entscheidung der Briten kam auch für die Finanzmärkte unerwartet. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses gingen die Aktienmärkte sofort auf Tauchfahrt. Allerdings war der Einbruch bei Betrachtung des Wochenergebnisses weniger stark, als zu erwarten gewesen wäre, da die Kurse im Vorfeld der Entscheidung stark gestiegen waren.
Ist das Ereignis damit schon abgehakt und in den Kursen eingepreist oder ist ein Crash auf Raten zu erwarten? Zunächst einmal haben wir wieder eine Phase der Verunsicherung vor uns, denn viele Fragen sind unbeantwortet:
Wann stellt Großbritannien den Antrag, um aus der Europäischen Union auszuscheiden? Die EU fordert jetzt eine schnelle Umsetzung, um Klarheit zu schaffen, während Premier Cameron diesen Schritt erst im Oktober sieht. Erst ab dann können die zweijährigen Austrittsverhandlungen beginnen, deren Verlauf dann darüber entscheidet, wie eng GB zukünftig mit der EU verbunden bleibt.
Klar ist im Moment nur, dass etwas passiert. Wann und wie steht in den Sternen (auch bezüglich Schottland). Daher ist in den nächsten Wochen und Monaten durchaus mit stärker schwankenden Aktien-, Renten- und Devisenmärkten zu rechnen. Die Notenbanken in Europa, aber auch dem Rest der Welt (USA, Japan, China) werden die weitere Entwicklung genau beobachten und sich bei Bedarf über notwendige Maßnahmen abstimmen. Kann die Situation auch zu einem totalen Absturz der britischen, europäischen oder sogar weltweiten Finanzmärkte führen? Bei kurzfristiger Unsicherheit lohnt es sich immer, den Blick etwas zu lösen und die Langfristperspektive einzunehmen.
Eine ähnliche Situation gab es bislang noch nicht, daher befahren wir unbekannte Gewässer. Klar ist aber, dass der Brexit nicht das Ende der Welt bedeutet. Die Menschen in Britannien und Europa werden weiterhin leben, d.h. essen, trinken und konsumieren. Europa und Großbritannien werden weiterhin Handel miteinander treiben – vielleicht mit mehr Bürokratie und höheren Kosten (doch daran ist am Ende niemand interessiert). Die Unternehmen in GB und Europa werden also weiterhin Aufträge erhalten und Geld verdienen.
Die größten wirtschaftlichen Nachteile wird wohl Großbritannien selbst haben, da neue Investitionen aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor zukünftig vielleicht eher im Euroraum erfolgen. Teile der Finanzwirtschaft werden ebenfalls aus London abziehen. Das alles wird die Briten Arbeitsplätze und Wachstum kosten. Der Anteil GBs an der Weltwirtschaftsleistung beträgt aktuell rund 3,9 %. Geht man davon aus, dass auch das Wachstum in der EU leicht zurückgeht – die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft blieben dennoch überschaubar.
Vielleicht ist die ganze Aufregung auch umsonst und die Briten leiten noch eine 180-Grad-Wende – den „Exit vom Brexit“ ein. Völlig ausgeschlossen erscheint auch das nicht zu sein.
Die politische Dimension des Brexits ist gefährlicher als die wirtschaftliche. In den nächsten Wochen und Monaten ist aber aufgrund der anhaltenden Verunsicherung mit stärkeren Wertschwankungen an den Finanzmärkten zu rechnen. Ein Crash auf Raten ist allerdings nicht zu erwarten und auch um die Bonität GBs (mögliche Schuldenkrise) muss man nicht besorgt sein.
Übereilte Aktionen sind jetzt nicht angebracht, es gilt Ruhe zu bewahren. Starke Kursrückgänge an den Aktienmärkten sehen wir wie schon in den vergangenen Jahren als Einstiegschance. Denn europäische Aktien sind im Vergleich zu US-Werten schon jetzt günstiger bewertet und das Problem der nicht vorhandenen Anlagealternativen (Zinspapiere bringen nichts ein) besteht weiterhin. Die Schwäche des Pfunds kann auch für eine gezielte Beimischung britischer Werte genutzt werden. Die wichtigsten Empfehlungen:
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